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Eine echte ProfiarbeitÜber biologische Kampfführung
 
Artikel 30 von 44
KommDesign.de — Galerie — schlechter Empfang

Willkommen in der Firewall!
 
Was sollte man im Erstkontakt mit einem Kunden oder Interessenten auf gar keinen Fall sagen? Zum Beispiel dies: 
"Jetzt füllen Sie erst einmal das hier aus - aber bitte sorgfältig - und dann kommen sie wieder und erzählen, was Sie eigentlich von uns wollen....". 
Es ist auch kein Zufall, daß diese Eröffnungstaktik fast nur von Behörden oder Organisationen eingesetzt wird, denen man hilflos ausgeliefert ist. Aber da sich die meisten Fehler mühelos ins Web übertragen lassen, werden auch online leistungsfähige Abschreckungswaffen in Sachen Kommunikation hergestellt - und in Stellung gebracht. Ein illustratives Beispiel sind diese unsäglich-unverschämten Formulare, in welchen neue Besucher/innen gezwungen werden, ihre E-Mail Adresse preiszugeben, um sich dann ein Passwort ausdenken zu dürfen, das sie schließlich - natürlich je zweimal - irgendwo eintippen müssen (und das alles, bevor es überhaupt ein Zipfelchen vom Angebot zu sehen gibt). 

Die "New York Times" beherrscht diese Technik in Vollendung. Wer sich in ihren Server einklinken möchte, bekommt zuallererst dieses Formular präsentiert: 
(Screenshot vom 08.09.1999)

 
Und das hier ist nur die Spitze des Eisbergs, darunter befinden sich noch weitere überaus spannende und diskrete Fragen zum Einkommen, Geschlecht, Alter usw. die man freiwillig beantworten soll (ich erspare Ihnen den Anblick). So weit so schlecht.

Nun kann es sich die New York Times vielleicht leisten, Ihre Leserinnen und Leser derart über die Klinge springen zu lassen - eine Demonstration von Macht und Selbstbewußtsein (man könnte auch sagen: Inkompetenz und Arroganz). "Sie möchten keine Subscriber-ID und kein Passwort? Okay, dann behalten wir unsere wertvollen getimeyorksten News einfach für uns -  Ich würde allerdings davon abraten, nach dieser Methode zu verfahren. Es ist eine Form der Kontrolle, die im Web, das ja Sachen Datenschutz ungefähr das Gegenteil von Abrahams Schoß ist, völlig ihr Ziel verfehlt - Moment, welches Ziel eigentlich? Eine interessante Frage: Wann braucht es Passwörter? Wenn es etwas zu schützen und vor unbefugtem Zugriff abzuschirmen gibt. Gut. Gilt das für die Online-Meldungen der newgeyorksten Times? Nein, beim besten Willen nicht. Also, wozu dann das Passwort? Weil es hilft, bösen Buben den Zutritt zu verwehren? Das glaube wer will, ich kann mir nicht vorstellen, daß sich ein Amateur-Hacker, der einigermaßen bei Kräften ist, von solchen Sperenzchen aufhalten läßt. Was bleibt dann? Nutzen des Anbieters. Worin der genau besteht, kann ich zwar nicht sagen, aber wegen ihres eigenen Wohlergehens werden die Leser/innen sicher nicht mit solchen Formularen genervt - Formulare, für die ich persönlich mich nicht krummlegen möchte, schon gar nicht ohne jegliche Vorleistung. 

 
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Das Angebot, meine ID und mein Passwort gleich fix und fertig auf meinem Computer zu speichern (auf der Abbildung in dem beigen Kasten zu sehen), finde ich ganz besonders mißraten, und nicht nur, weil da 'mal wieder jemand ein Häkchen für mich gemacht hat. Ich weiß, daß es geheimnisvolle Mechanismen gibt, mit deren Hilfe man bestimmte Dinge in meinem Rechner ausspähen, auslösen oder eintragen kann, und ich bin froh und dankbar, wenn man das sein läßt. Meine Festplatte ist meine Intimsphäre, und in der sollen eigentlich möglichst wenig wildfremde Leute herumpfuschen. Stellen Sie sich vor, Sie sind beim Shopping und die zuständige Shoppeuse sagt: "Ich kann jetzt von hier aus in Ihren Schrank zu Hause sehen und die schönen neuen Socken gleich dort ablegen, zwischen den Kondomen und den häßlichen Unterhosen unter denen Sie Ihr Sparbuch versteckt haben - soll ich....?" Um Gottes Willen NEIN! Überhaupt: Was wird da eigentlich wo eingetragen? Ist es ein "Cookie" (was auch immer das sein mag)? Wie und wo kann ich das kontrollieren? Wie kann ich es löschen bzw. rückgängig machen? Wird nicht verraten, denn wer seine "subscription" rückgängig machen will, ist wahrscheinlich verstorben, und dann ist es ja eigentlich nicht mehr erforderlich.

Das einzig sinnvolle an dieser Seite ist das "Forgot your ID and Password? click here." Die Annahme, daß diejenigen, die es nicht so gerne mögen, wenn Ihr Computer sich automatisch wofür-auch-immer autorisiert, Gedächtnisprobleme bekommen könnten, ist mehr als plausibel. Und wir müssen unsere Phantasie ja sogar gleich doppelt anstrengen, um uns einloggen zu dürfen. "Hmm, ich weiß noch, da war 'was mit "Rumpelstilzchen", aber war das jetzt das Passwort oder meine Subscriber-ID?"

Warum ist in der Überschrift dieses Beitrags eigentlich von einem "Firewall" die Rede? Ist das nicht etwas, das ein unschuldiges Netzwerk gegen unbefugte Eindringlinge schützt? Eben! Firewalls wie der der New York Times sorgen dafür, daß ein Angebot nur die "Premium"-Leser erreicht (das sind die, denen nichts anderes übrigbleibt). Dem anderen Gesocks fehlt es an Respekt und Benehmen, und solche Leute mögen wir auf unserer schönen Website erst gar nicht haben.... 
 

 
 
Epilog: Aus einer anderen Welt
Haben Sie auch manchmal wilde, völlig unrealistische Phantasien? Nicht das, was Sie jetzt gleich wieder denken, nein, ich meine etwas anderes. Phantasien von einer neuen, besseren, gerechteren Welt. Ich träume z.B. gelegentlich davon, daß eines Tages die Surfer/innen sich erheben und gemeinschaftlich zurückschlagen. Wie? Ganz einfach: Sie beginnen, den Informationsanbietern im World-wide-web Millionen von Formularen zuzusenden, auf welchen diese (nachdem sie ihren Namen, ihre Telefonnummer, ihr Einkommen und, sagen wir,  ihre bevorzugte Gummibärchenfarbe angegeben haben) erklären müssen, warum denn irgendjemand, bitteschön, ihr Angebot überhaupt betrachten sollte...? Den Schluß des Formulars habe ich ganz deutlich vor Augen: "Anderenfalls sehe ich mich leider gezwungen, von einem Besuch Ihrer Internet-Präsenz dauerhaft und mit nachhaltiger Wirkung Abstand zu nehmen". Das wäre nach meinem Geschmack! Allerdings ist es leider wirklich nur eine Phantasie, es wäre auch verlorene Mühe, niemand würde antworten - wahrscheinlich könnten es die wenigsten überhaupt. 

Aber schön wär's schon, oder....? 
 

 
 
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© Dr. Thomas Wirth Kommunikationsdesign - eMail: thomas.wirth@kommdesign.de
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